Montag, 28. Januar 2008

International Development Congress (IDC) in Jamshedpur

Urspruenglich hatten Desi & ich vorgehabt ins OC dieser int. AIESEC- Konferenz zu gehen…zum einen wollten wir uns dadurch die Fee von 4000 Rupees sparen, zum anderen hatten wir beide Lust aktiv etwas zu tun und im Team gemeinsam zu ackern fuer ne gute & coole Sache...

Leider war das OC jedoch schon vollgepackt- die OCPine lud uns jedoch ein umsonst an der Konferenz teilzunehmen, da sie genuegend Geld geraised hatten und sie es cool fand dass wir als Trainees an einer solchen Konferenz teilnehmen.

Unser erstes „Hindernis“ war das Buchen eines Zugtickets......was gut ist: Tickets kann man im Internet buchen...was doof ist: nur mit Kreditkarte...also mussten wir erst einmal nen netten Inder finden, der uns diesbezgl. Aushilft- wir fanden allerdings schnell Hilfe in einem unserer Kollegen...

Da wir allerdings schoooen naiv „europaeisch denkend“ an die Sache herangingen, suchten & buchten wir natuerlich einen Zug, der wie gewuenscht Sa Vormittag ankommen sollte und sich Freitag frueh (4Uhr) von Delhi aus auf den Weg machen sollte...MURI EXPRESS...die Fahrt sollte ~20Std. dauern...

Nun kam Huerde nummer 2..da der Zug gegen 4 Uhr Morgens Delhi verliess, wollten wir uns gegen 2 mit Taxi auf den Weg machen...was bedeutete: BANGES warten auf das Taxi...wuerde es trotz Bestellung nicht kommen (was durchaus vorkommen kann- DAS IST INDIEN!), wuerden wir auf den kompletten Trip verzichten muessen, da Taxigesellschaften geschlossen sind Abends/Nachts...man muss Taxis daher tagsueber vorbestellen...Aber: Erleichterung(!!) : der Fahrer kam wie versprochen!!!

Frohgemuts begaben wir uns per Taxi zum Bahnhof in Delhi...

Dritte Huerde: ueberall am Bahnsteig lagen Menschen schlafend, wartend auf dem Boden...es war ein wahrer Hindernisparkur...und es war (abgesehen von Tonnen von Muell & Dreck wie ueberall in Indien) nicht das einzige, dem wir auswichen: hunderte von Ratten haben hier am Bahnhof ihr Zuhause- was natuerlich bei all dem Muell nicht weiteres verwunderlich ist... Dies versucht man am Bahnhof dadurch zu bekaempfen dass alle Nase lang jmd. Mit nem Wasserschlauch (ALLES) nassspritzt...gaaanz toll, denn in dem Moment kann man erstmal zu seinem Gepaeck rennen, um das schlimmste zu verhindern..hehe...

In dem Gewuehl mussten wir uns dann erst einmal den Weg zum Bahnsteig bahnen (auch nicht soo leicht zu finden ohne Hindi...wir landeten erst einmal voellig falsch in den Raeumen der Bahnhofsbediensteten J)

Nachdem wir auch diese Huerde genommen hatten und wir einen Sitzplatz zum Warten inmitten von Ratten & schlafenden Menschen gefunden hatten, mussten wir noch ca 1 Std. in Kaelte ausharren, bis unser Zug (erstaunlichwerweise puenktlich!) kam...

Nun kam Huerde Nummer 4, die uns in Panik versetzte, denn an dem verdammten Wagons waren keine wirklichen Nummern/Bezeichnungen angebracht (zumd. Nicht fuer uns lesbar!!!) Und der Zug war der laengste den ich je in meinem Leben gesehen hatte!!! Wir rannten nach links-nix, zurueck in die andere Richtung-nix....es stank fuerchterlich nach Urin und anderen Ausscheidungen...Menschen rannten umher, Gewimmel, Gewuehl...wen wir auch fragten: niemand wusste wo unser Wagon ist bzw. Sprach Englisch! Wir hatten PANIK...die billigste Wagenklasse sprang aus allen naehten- die Leute standen, lagen ueberall und wir wollten es weder riskieren in dieser Wagenklassen zu landen (denn das ist fuer 2 weisse Maedchen alles andere als ungefaehrlich...) andererseits hatten wir Angst, der Zug koennte ohne uns auf reisen gehn...

Schliesslich- sekunden bevor der Zug den Bahnsteig verliess- fanden wir den verdammten Wagon...Nachdem der Schaffner uns unsere voellig verlausten BETTEN im fuerchterlich mueffelnden Wagon zugewiesen hatte, sassen wir stumm vor Schock Minuten reglos da-immer noch am Luft ringen...Die vielen Kackerlaken an den Waenden & am Bett beobachtend & mit dem Versuch gleichzeitig zu sitzen, jedoch so wenig wie nur irgendwie moeglich zu beruehren, fassten wir den Entschluss die noch zu Baenken umfunktionierten Betten auch als solche beizubehalten und auch als solche zu nutzen: sprich schoen sitzenbleiben und nicht schlafen...Nach 2 Stunden sitzend schlafen (wir waren zu k.o. um uns wachzuhalten...) und dadurch verursachte Verspannungen & Schmerzen ueberall, klappte ich schliesslich mein Bett aus...Wir verhuellten uns komplett (Kopftuch ueber Kopf & Gesicht), Schal, Handschuhe um gleichermassen vor Kakerlaken, Kaelte & der voellig verratzten Wolldecke mit der wir uns notgedrungen zudeckten, zu schuetzen...

Doch einige Stunden spaeter ging der Horror erst richtig los: vermutlich aufgrund des vielen Stresses und des fuerchterlichen Gestanks (den weder ich noch Desi je in unserem Leben vergessen werden...) wurden wir von fuerchterlichen Kraempfen geplagt und verbrachten alle 20 min. auf dem Klo...junge junge (verzeiht meine Sprache aber: ) Ich hab noch niiiiie in meinem Leben sooo gekotzt!!! Es dauerte den kompletten Freitag & Samstag-Nacht an...es war Hoelle!!!!!..Samstag Morgen waren ich so schwach (da ich absolut nichts bei mir behalten konnte und voellig dehydriert & geschwaecht von den Kraempfen war, dass ich nicht einmal mehr aufrecht sitzen konnte... Das Drama war dann noch dass uns absolut niemand sagen konnte wann der verdammte Zug endlich da ist (wenn wir bereits 1-2 Std. nach eigentl.prognostizierter Ankunftszeit Passagiere fragten, belaechelten diese uns nur und meinten es wuerde noch dauern...wie lange „keine Ahnung“)...letztlich fanden wir nach fragen von bestimmt 30 Leuten und eigener Rechenkunst heraus dass wir sage und schreibe 5(!) Stunden Verspaetung hatten...HOELLE!!! Abgesehen davon dass es uns beiden sehr schlecht ging, es stank, schmutzig & ekelhaft war, bekamen wir klaustrophobische Anfaelle in dem Zug...schliesslich hatten wir nichts weiter als ein schmuddelliges Bett pro Kopf, auf dem wir nicht einmal wirklich aufrecht sitzen konnten, da die Decke zu niedrig war...und gegen die Gaenge in indischen Zuegen, sind die Gaenge in der Deutschen Bahn TANZSAELE moechte mal nebenbei bemerken. Ich muss sagen dass ICH mich niiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeee (!!!) wieder ueber die Deutsche Bahn aufregen werde nach diesem trip ...hehe...Wenn der Boden in Indien nicht so verdammt schmutzig & krankheitserregend und ich nicht ganz so krank gewesen waere, haette ich vor Freude den Boden Jamshedpurs nach Ankunft gekuesst!!!

Nun plagte uns Hindernis nr. 5...Ticket fuer die Rueckfahrt kaufen...auch DAS war nicht gerade ein Vergnuegen...Ich hatte vor meiner Abreise nach Indien ueber das Klischee Inder koennen nicht Schlange stehen gelesen..und...WAHR...das ist definitiv eine der Dinge die ich nicht ganz so liebe hier in Indien...alles draengelt und quetscht und eigentlih logische Reihenfolge gibt es nicht...ausser dass Maenner leider meist vorgezogen werden- aber immerhin gab es einen eigenen Schalter fuer Frauen & alte Leute (half aber auch nicht viel, da die alten Leutchen und Inder allgemein so ziemlich die laaaaaaaangsamsten Menschen des Universums in ALLEM sind!!!)...nun wenn wir jetzt wieder vergleichen mit Deutsche Bahn haben wir durchaus nen Gleichstand was das Warten am Schalter angeht! Nunja nach ca einer weiteren ¾ Std. hatten wir dann endlich Tickets...

Es folgte ein Anruf bei der OCPine, die uns innerhalb von 10min ein Taxi mitsamt OC-Mitglied „Hardik“ vorbeischickte um uns zum Hotel zu bringen.

Nuuuuun war LUXUS angesagt>> da die komplette Konferenz gesponsert wurde von TATA (Indiens groesste Firma, die ihren Hauptsitz & Ursprung in Jamshedpur hat) lebten wir wie Goetter!!!

Jamshedpur liegt ca 3 Stunden entfernt von Kolkata (Calcutta). Der Name der Stadt beruht auf den Gruender der Stadt „ Jamshedji Nusserwanji Tata“, welcher zugleich (man hoert es am Namen) Gruender & Urvater von TATA STEEL ist.

Die storry der Stadt (stark verkuerzt):Jamshedji hatte den Traum ein Stahlwerk in Indien zu errichten (was es bis dahin nicht gab in Indien..) Er stiess auf der Suche nach einem geeigneten Bauplatz fuer sein Vorhaben nach Befragung eines Geologen schliesslich auf das heute Jamshedpur.

Jamshedji hatte genaue Visionen bezueglich seiner neuen Stadt: sie sollte den Arbeitern des Stahlwerks allen moeglichen Comfort bieten...so sieht man noch heute dass die Wohnbezirke gut geplant sind & gibtman findet gross angelegte Parkflaechen und Sportanlagen inmitten der Wohngebiete .

Hier ein Zitat von ihm (bzgl des Bau’s von Jamshedpur): "Be sure to lay wide streets planted with shady trees, every other of a quick growing variety. Be sure that there is plenty of space for lawns and gardens; reserve large areas for football, hockey and parks; earmark areas for Hindu temples, Mohammedan mosques and Christian churches."

Sein Plan ging auf: noch heute ist Jamshedpur eine der saubersten, schoensten & wohlhabendsten Staedte Indiens. Einmalig ist, dass Jamshedpur ueber keine Gemeindeverwaltung verfuegt: sie wird noch bis heute einzig und allein von/durch TATA STEEL (Tata) verwaltet.

Ganz Jamshedpur (das aufgrund von Tata auch „tatanagar“ genannt wird), besteht daher aus verschiedensten Tata Group- Firmen wie Tata Steel, Tata Motors, Tata Tinplate, Tata Robins Fraser, Tata Cement, Tata Yodogawa Ltd , Tata Power und ein soweit ich das verstanden hab Tata Krankenhaus...- die Menschen die hier leben sind somit vermutlich zu 90% Tata-Angestellte und deren Angehoerige und lieben Tata fuer das, was sie fuer sie und ihre Familien tun.

Auch das Hotel in dem wir untergebracht waren sowie das Konferenzzentrum indem unser Plenum stadtfand gehoerten zu Tata und waren dementsprechend TOP...das Hotel war LUXUS...nach 3 Monaten 0 Komfort & Luxus in Indien : ein Traum!!! Auch das Essen war gut und das Konferenzzentrum war auch nicht von schlechten Eltern...

Etwas nachteilig war dass wir immer mit dem Bus zum Konferenzzentrum fahren mussten..aber das OC hatte alle voll im Griff und alles war super organisiert!

Dadurch dass Tata alles organisierte war der Presserummel allerdings immens!!! Es blitzte durchwegs waehrend des Plenums und in den Pausen musste Desi & ich meist dran glauben, da wir inmitten von vielen indischen Delegates, ca 15 Delegates aus Bangladesh, ca 10 Delegates aus Taiwan, 2 Amerikanern & 1 Maedel aus Kenya die einzigen europaeischen Delegates (und somit aus deren Sicht internationalsten) waren...nunja bin jetzt gewissermassen geuebt im Interview geben & abgelichtet werden...Wir waren dann auch zig Mal in der Zeitung...hehe war aber nicht so vorteilhaft meist...
Das Faci- Team war der HAMMER!!! Gannat Akef (ex MCVP TM ,AIESEC Aegypten), Klepo alias Tomas Klesken (urspruenglich aus Slowenien und momentan MCVP TM (?) AIESEC Pakistan), Jeremy Higgs (urspuengl. Australier aber freier Mitarbeiter des MCs und momentan Anwaerter auf MCP in Pakistan), Fawzy alias Mohamed Fawzy (urspruenglich aus Aegypten und Anwaerter auf MCP dort, war aber momentan Praktikant in Indien), Aditi Bhat (MCVP Development traineeships, AIESEC India) sowie Chair der Konferenz: Shirley Ma (urspruenglich aus USA, ex MCVP Kanada, momentan VP Asia & Parcific bei AIESEC International)...ich glaube das muss ich nicht erst erwaehnen dass die komplette Konferenz extrem professionell war...

Thema der Konferenz waren Entwicklungshilfe bzw. Darauf basierende Issuebased Projects/Development Traineeships.

Es war wiiiiiirklich wahnsinnig spannend sich mit den anderen AIESECern, die alle unterschiedlichen Background hatten, auszutauschen sowie deren Ansichten zu hoeren...Ich meine beispielsweise zu hoeren, wie die indischen Delegates ihre eigene Umwelt wahrnehmen und auch aktiv aendern wollen...DAS war AIESEC puuuur...das war exakt DAS nach dem ich ehrlich gesagt seit ich Mitglied bei AIESEC bin suchte...Welt veraendern! Gemeinsam diskutieren ueber unterschiedliche Realitaeten! Projekte planen!waaahnsinn!!!INSPRATION!!!! So genial...

Naja neben den coolen Workshops bzw. Haupsaechlich Plenum, gabs natuerlich auch coole Parties- die beste: Indischer Abend mit indischer Tanzgruppe, indischen Festtags-Buffet & jede menge Tanz & Spass...und das uebliche: witzige punishments, global village....Also alles in allem: ein suuuper Spass und einmalige Erinnerung!!! Ich selbst wurde wahnsinnig motiviert wieder aktiv etwas zu starten bei AIESEC und kanns kaum erwarten wieder zu trainieren und ggf. Noch so einiges mehr ;-) ...ausserdem habe ich unzaehlige Freunde auf der Konferenz gewonnen und denke noch immer mit einem zufriedenem Laecheln an die Konferenz zurueck...

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