Montag, 19. November 2007

Meine erste indische Hochzeit

Dank Saurav- Anyas indischen Freundes hatten ich und die anderen Gurgaon- Trainees die Ehre einer indischen Hochzeit beiwohnen zu duerfen, da er uns zur Hochzeit eines seiner besten Freunde einlud.
Ich muss sagen: es war atemberaubend und faszinierend zugleich: diese Farbenpracht, diese Detailliebe & Traditionen...
Hehe..seit dem befinde ich mich auf der Suche nach einem indischen heiratswillen Mann...so ne indische Hochzeit hat schon was...ich glaube das ist ein typischer Maedchentraum: heiraten wie eine Prinzessin!!!

Zu der typ. Ind. Hochzeit sei erklaert: die Feierlichkeiten erstrecken sich ueber mehrere Tage. Die Braut wird mit Hennapaste an Haenden, Fuessen, Knoecheln und ggf. Anderen Koerperstellen kunstvoll bemalt. Die Bemalungen sollen der zukuenftigen Ehefrau Glück bringen und die Prozedur dauert bis zu drei Tage. Dies ist eine zeremonielle Sache, denn die Bemalungen werden von den engsten angehoerigen (Schwestern, Tanten, Mutter, Cousinen usw...) vorgenommen und zumindest frueher (das ist aber wohl z.T. auch heute noch so) wurde diese Zeit genutzt, um die Braut aufzuklaeren und sie auf ihre Rolle als gute Ehefrau vorzubereiten...

Tage vor der Hochzeit beginnen die Feierlichkeiten- je mehr Vermoegen die Eltern der Braut haben, desto laenger ...ich habe mir sagen lassen, dass das Paar, auf deren Hochzeit wir waren, 4 Tage gefeiert hat...immer bis spaet in die Nacht hinein...oftmals finden die zukuenftigen Paare nur 2 Std./Tag Schlaf in der Woche vor der Hochzeit.

Wir haben allerdings „nur“ an der „Ringzeremonie- Feier“ und der eigentlichen Hochzeit teilgenommen.

Die Ringzeremonie-Feier

Die Ringzeremonie- Feier fand in einem festlich geschmueckten Saal eines edlen Restaurants statt. Ich bin sehr schlecht im schaetzen, aber es waren definitiv ueber 100...wahrsl. sogar weitaus mehr!
Das Brautpaar war seeehr beschaeftigt, denn sie stehen/sitzen (abgesehen von kleinen Pausen um sich die Fuesse zu vertreten) die komplette Zeit nach der Ringuebergabe auf einer Art Podest um Fotos in saemtlichen Kombinationen mit Familie & Freunden zu machen...
Die Verwandschaft tanzt, schwazt, isst waehrenddessen, wie auf einer europ. Familienfeier auch. Einziger Unterschied: Es stehen im ganzen Raum Sofas & Stuehle in einem Kreis, auf die man sich setzen kann zum Essen- es gibt keine Tische.
Wenn die Fotosession abgeschlossen ist (das war so gegen 24h wenn die Musik ohnehin abgestellt werden muss, da Tanzen nach 24h verboten ist), wird es ruuuhig und es folgt ein- wie ich finde- sehr schoener Brauch:
Es wird eine Festtafel in der Mitte des Raumes hergerichtet fuer Braut, Braetigam und die jew. Familie 1.Grades. Diese haben bis zu diesem Zeitpunkt nichts gegessen und es sich aufgespart um nun in aller Ruhe gemeinsam zu essen...
Die Gaeste sitzen rundherum, trinken ggf. Kaffee & essen wenn sie wollen ebenfalls nochmal etwas...es tritt Entspannung ein...und die Gaeste gehen nach und nach.

Die Hochzeit

Wir wussten nicht wirklich was uns erwarten wuerde und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als wir am Hochzeits“zelt“ ankamen...wir standen in einem festlich- geschmueckten Saal, ausgelegt mit rotem Teppich und bunten Verzierungen, wohin man nur sah, in der Groesse eines Fussballfeldes...
Wir wurden sogleich umschwaermt von ca. 50 Servicekraeften, die die unterschiedlichsten indischen Snacks und Fruchtcocktails anreichten...hmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmm...koestlich!
Nach und nach trudelten die ca 500 geladenen Gaeste ein. Zur Tradition indischer Hochzeiten zaehlt es ebenfalls, ALLE Menschen des eigenen Umfeldes einzuladen: so werden nicht nur engste Freunde & Familie, sondern auch Nachbarn, Freundes Freunde und saemtliche Kollegen eingeladen...

Nachdem wir uns mit unzaehligen Fingerfood- Snacks & Cocktails gestaerkt hatten, kam Saurav und forderte uns hastig dazu auf, ihm zu folgen. Wir verliessen das Festzelt und rannten die Strasse hinunter. Gut 500m vom eigentl. Hochzeitszelt thronte der Braetigam auf einem weissen Ross. Er trug ein festliches, traditionelles Hochzeitsgewand.
Waehrend die Brautangehoerigen im Festzelt feiern und auf die Ankunft des zukuenftigen Gemals warten, tanzen die Angehoerigen des Braeutigams ausgelassen auf der Strasse. Es heisst: je mehr Schweiss durch spassiges Tanzen fliesst, desto gluecklicher wird die Ehe. Immer wieder wird Geld durch die Luft geschmissen..auch das eine Tradition, eine noch gluecklichere Ehe zu beschwoeren.
Es herrscht eine verrueckte, ausgelassene Atmosphaere: jetzt heisst es tanzen, tanzen dass die Beine nur so fliegen- wer nicht tanzt hat hier nichts zu suchen, denn es wuerde bedeuten, man wuensche dem Paar kein Glueck!
Es ist Spass pur!!!! Saurav verriet uns spaeter dass Braeutigam & Kumpels sich vorher ordentlich einen hinter die Binde kippen, um genau Durchhaltevermoegen & Mut zu haben
Und den hatten sie dann auch: sie tanzten wie Irre...sobald man „versehentlich“ in Sauravs Naehe geriet, wurde man auch schon gepackt und wild herumgewirbelt: KEIN ENTKOMMEN!


Schliesslich...vermutlich 1 Std. Spaeter...erschoepft vom Tanzen..erreichen wir das Festzelt- doch noch immer keine Ruhe!!
Nach einer weiteren Tradition – einer Art Hochzeitszoll- bei dem die Schwestern der Braut eine Summe nennen, fuer die der Braeutigam (bzw. Seine Familie) sie ersteigern kann, tragen die Freunde ihn ins Zelt: Laute Musik, jubelnde Massen: ES WIRD GETANZT, GETANZT, GETANZT!

Schliesslich tritt die Braut in Erscheinung: Sie ist wunderschoen. Sie traegt festlichen Goldschmuck, ihre Haende, Arme, Fuesse sind mit aufwaendigen Hennabemalungen verziert und sie traegt einen atemberaubenden Sari. Die Menge stoppt: Der Braeutigam kuesst sie- JUBEL & KLATSCHEN...TANZEN!
Schliesslich nehmen Braut & Braeutigam wieder auf ihrem „koeniglichen“ Podest Platz- es ist wieder Fotosession angesagt!

Das Paar- insbesondere die Braut von der ein durchgehendes Laecheln erwartet wird- muss waehrend all der Tage viel Durchhaltevermoegen zeigen hinsichtlich der gut und gerne 300-400 Fotos, die von Ihnen geschossen werden. Auch dies ist eine wichtige Tradition und man sagt, das Paar werde hierbei auf ihr spaeteres Durchhaltevermoegen in der Ehe getestet! Also: Laecheln!!!!

Im Anschluss an die Fotosession folgt wieder das selbe Ritual wie am Vorabend: das Paar & ihre engsten Familienangehoerigen nehmen gemeinsam das Mahl ein.
Was noch zu ind. Hochzeiten dazugesagt werden sollte: hier zahlen noch immer die Eltern der Braut ALLES! Das bedeutet: saemtliche Feierlichkeiten, Unterkuenfte fuer Verwandte & Freunde, ein Haus fur das Paar und gaaanz wichtig: der Brautschatz! Sie bringen Kuehlschraenke, Fernseher, Teppiche..was auch immer..mit als Geschenke, die jeder sehen soll- da es fuer die Grosszuegigkeit der Familie steht!
Zwar gibt es mittlerweile immer mehr moderne Hindus, die sich anders einig werden und die Kosten auf beide Familien verteilen- die Ueberzahl haengt jedoch nach wie vor an dieser Tradition.

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